FÜR DEN HANDEL, DAS PRODUZIERENDE GEWERBE ODER DIE LOGISTIK-BRANCHE BIETET DIE DIGITALISIERUNG ENORME CHANCEN. BISLANG JEDOCH SIND VIELE KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN NOCH NICHT VOLLSTÄNDIG IN DER DIGITALEN WELT ANGEKOMMEN. WIR UNTERSTÜTZEN SIE AUF IHREM WEG.
2015 haben wir den Bereich Digitalisierung zu einem unserer Schwerpunkte erklärt. Ein Ergebnis unserer Arbeit: In Kooperation mit dem Netzwerk IT for Work und anderen Partnern konzipierten wir im zweiten Halbjahr 2015 die Bundeskonferenz KonM4.0 und realisierten sie am 15. und 16. Februar 2016 im Kongresszentrum Darmstadtium. Mehr als 250 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik beschäftigten sich an zwei Tagen intensiv mit dem Thema Digitalisierung.
Bereits im Herbst 2015 hatte Darmstadt auch den Zuschlag für eines der bundesweit ersten »Kompetenzzentren Mittelstand 4.0« erhalten. Ziel ist, die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen zu stärken und Geschäftspotenziale der Digitalisierung zu erschließen.
»Die Metropolregion Rhein-Neckar ist überdurch-schnittlich gut für Industrie 4.0 aufgestellt.« Fraunhofer-Insitut für Produktionstechnik und Automatisierung
Das Interesse regionaler Mittelständler am Thema ist groß: Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) befragte rund 200 Unternehmen im Auftrag der Industrie- und Handelskammern Rhein-Neckar, Pfalz und Darmstadt Rhein Main Neckar. Dabei wurde auch die »exzellente wissenschaftliche Infrastruktur« für neue Technologien, vor allem die Hochschulen, hervorgehoben. Für den IHK-Bezirk Darmstadt untersuchte IPA den Landkreis Bergstraße mit seinem hohen Anteil an Anwender- und Anbieterfirmen genauer. Das Ergebnis stimmt optimistisch. Die Studie zeige, dass regionale Unternehmen dem Thema positiv gegenüberstehen, sagt Dr. Clarisse Weischedel, IHK-Geschäftsbereich Innovation und Umwelt. Trotzdem wünschten sie sich mehr Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Geschäfts- und Entwicklungspartnern. IT-Sicherheit und Mitarbeiterkompetenzen seien weitere Herausforderungen. Vor allem für mittelständische Unternehmen seien Anlaufstellen und Veranstaltungen wichtig.
Holger Frank, Geschäftsführer der Sanner GmbH in Bensheim und Vorsitzender des IHK Ausschusses für Industrie, Forschung und Innovation, sieht gerade für mittelständische Unternehmen in der Region großes Potenzial: »Um weiterhin eine Leitregion in Deutschland zu sein, ist es wichtig, jetzt nicht den Anschluss zu verlieren und sich gerade als Mittelständler Industrie 4.0 zu öffnen.«. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit werde in Zukunft in vielen Branchen auch ganz erheblich davon abhängen, ob Unternehmen die Potenziale zur Effizienzsteigerung, die Industrie 4.0 ermögliche, erkennen und sukzessive umsetzen würden.
»Der IHK Ausschuss möchte mit seinen Initiativen KonM4.0, verbunden mit dem Kompetenzzentrum 4.0, hier Anreiz und Unterstützung bieten«, erklärt der ehrenamtlich tätige Ausschussvorsitzende Frank. Mit allen diesen Initiativen, die als »Strategie 2015 – 2019« zusammengefasst werden, könne die Sichtbarkeit des Standortes Rhein Main Neckar gesteigert und das vorhandene große Potenzial weiter ausgebaut werden. Darüber hinaus seien gezielt für kleinere und mittlere Unternehmen ein Kompetenzatlas Industrie 4.0 sowie ein Aufklärungskonzept zu Chancen und Perspektiven geplant, die aus der Digitalisierung der Arbeitswelt entstehen.
Viele verstehen Industrie 4.0 als vierte industrielle Revolution – nach der Mechanisierung mit Wasserkraft und Dampfmaschinen, arbeitsteiliger Massenproduktion auf Fließbändern und der Einführung von Elektronik und IT. Fachleute sprechen bei Industrie 4.0 auch von cyberphysischen Systemen, in denen sich reale und virtuelle Welt verbinden. Wenn Gegenstände vernetzt werden, ist auch vom Internet der Dinge die Rede. Industrielle Fertigung und Datenwelt wachsen also immer stärker zusammen. Dabei beschränkt sich Industrie 4.0 nicht auf Technologie allein, sondern umfasst sämtliche Kernprozesse und Kundenbeziehungen.
Digitalisierung dient nicht nur Produktionsunternehmen, sondern auch kleineren Handwerksbetrieben. Sie wird zu einem maßgeblichen Wettbewerbsfaktor und die Industrie damit zu einem wichtigen Kunden für die IT-Branche. IT for Work-Geschäftsführer Sascha Peters gibt ein Beispiel aus dem IHK-Bezirk Südhessen. Die in Darmstadt ansässige L-One Systems GmbH bietet Gärtnereien einen digitalen Assistenten für vielfältige Aufgaben. Mit »Shaufel online« können diese Kundendaten und Aufträge verwalten, ihre geleistete Arbeit erfassen, Verkaufspreise in das Kassensystem eingeben sowie Rechnungen und Mahnungen automatisch schreiben. Die Gärtner kombinieren die Software mit einem Outdoor-Tablet, das sie bei jedem Wetter draußen mit sich führen. Sie sparen sich damit Papierlisten, die bei nassem Wetter feucht werden und später im Büro noch abgetippt werden müssen. Ziel der Idee: Unterstützt von Apps, Updates und GPS können Betriebe die Verwaltung in allen Bereichen vereinfachen und effizienter machen.
Noch ein Beispiel aus Darmstadt: Die vertical cloud solution GmbH hat mit »gastromatic« ein Werkzeug zur »Personalorganisation für den Gastronomen von heute« geschaffen. Betriebe können mit der speziellen Online-Software Dienstpläne erstellen, Arbeitszeit erfassen, Abwesenheiten eintragen, Löhne errechnen und Urlaubspläne koordinieren. Die Servicekräfte können in den Schichtkarten die von ihnen gewünschten Arbeitszeiten und andere Nachrichten eingeben. »Gastromatic« erleichtere die Kommunikation zwischen Management und Mitarbeitern, attestieren zufriedene Kunden.
Um den digitalen Wandel im Unternehmen erfolgreich zu managen, muss nicht zuletzt die Belegschaft rechtzeitig und bedarfsgerecht qualifiziert werden.
Der Trend der Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt und verändert Stück für Stück die gesamte Wirtschaftslandschaft. Industrie 4.0, Internet der Dinge, cyberphysische Systeme und Smart Services – all das sind Teilaspekte dieser digitalen Transformation, die Branchen umkrempelt, neue Technologien nutzbar macht und traditionelle Geschäftsmodelle in Frage stellt. Um mit der Digitalisierung der Wirtschaft mit zu halten, müssen große und kleine Unternehmen aus allen Branchen ihre Strategien, ihre Strukturen und ihre Technologien überdenken und an neue digitale Möglichkeiten anpassen. Dabei geht es vor allem darum, neue Geschäftsmodelle zu erkennen, Daten sinnvoll zu nutzen und Prozesse effizient zu gestalten.
Es geht aber auch um Datenschutz und Datensicherheit. »Vielen kleinen und mittleren Unternehmen fehlt es an Grundlagen digitaler Selbstverteidigung«, sagt Ralf Becker, Geschäftsführer des Dienstleister für betrieblichen Datenschutz Daschug. Seit 2010 berät Becker als IHK-geprüfter Datenschutzbeauftragter Unternehmen in der Region. Er weiß: Datenschutz und Datensicherheit können nicht hoch genug geschätzt werden. »KMU sind die Innovationstreiber in Deutschland, deshalb sind sie von Cyberkriminalität und Wirtschaftsspionage besonders betroffen«, sagt Becker. »Jeder der glaubt, er sei zu klein und unbedeutend, um Ziel von Hackern zu werden, liegt falsch.«
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